Portrait Christa Leuter-Gallem

Geboren und aufgewachsen bin ich als Jüngste von 3 Kindern auf einem kleinen Bauernhof im württembergischen Allgäu. Schon als kleines Mädchen war mir klar, wie wichtig gute Kleidung ist. Meine Mutter achtete stets darauf, dass wir für besondere Tage was Schickes zum Anziehen hatten. Für die Arbeit trugen wir robuste Kleidung, die den Beanspruchungen der täglichen Pflichten auf dem Hof gerecht wurde und sich gut waschen ließ. Ich denke damals entstand mein Faible für schöne Stoffe und trotzdem praktische Kleidung.

Meine Schulzeit verlief durch eine damals nicht anerkannte Legasthenie eher holprig. Die Ausbildung bei einer eigenwilligen Schneidermeisterin in Ravensburg hat mir deutlich gezeigt, dass nicht jeder Mensch der schöne Dinge machen kann, sein Wissen auch gut weitervermitteln kann. In 3 Lehrjahren erlangte ich meinen Gesellenbrief zur Damenschneiderin.

Durch die harte Lehrzeit eher verunsichert als gestärkt, nahm ich eine erste Arbeitsstelle als Änderungsschneiderin an. Dies machte ich jedoch nur für kurze Zeit. Als mein damaliger Chef ein exklusives Brauthaus eröffnete, bot sich mir die Gelegenheit sehr schöne Brautkleider, Abendmode und maßangefertigte Kleider zu schneidern.

Nach 2 Jahren zog es mich weiter. Ich nahm eine Stelle als Musterschneiderin in einer Firma an, die vorwiegend Kinderkleidung entwickelte. Es war das wichtigste Bestreben, Kindersachen herzustellen die dem Kinderleben und auch dem Körperbau des Kindes gerecht werden. Mein Arbeitgeber, ein ehemaliger Waldorfschul-Lehrer, war seiner Zeit weit voraus. Er hat Färbungen auf Natur-Basis gemacht und hat in Indien Menschen Arbeit gegeben und dafür gesorgt, dass die Arbeiter und ihre Familien ein gutes Leben führen konnten. Großen Wert hat er auf den Bau von Schulen für die Kinder gelegt. Rückblickend gesehen, war das meine schönste Arbeitsstelle, daher die lange Beschreibung.

In dieser Zeit als Musterschneiderin in Wangen, wollte ich eigentlich nur für einen 4-wöchigen Schnittkurs nach München gehen. Aber ich habe mich sofort in die Stadt verliebt und beschloss in München die Meisterschule für Mode bei Müller und Sohn zu besuchen.

In meinem 29.ten Lebensjahr kam mein wundervoller Sohn Lion auf die Welt. Gleich 2 Jahre später folgte mein süßes Mädchen Tara.

Als Tara im Alter von 2 Jahren in den Montessori Kindergarten aufgenommen wurde, begann mein beruflicher Wiedereinstieg bei der Firma Oska in München als Textil-Technikerin. Schon bald wurde ich in das Herren Design Team aufgenommen und konnte gemeinsam mit der Main-Designerin die Herren Kollektionen entwickeln.

Nach 8 Jahren bei der Firma Oska, wechselte ich zu Elemente Clemente, wo ich in den darauf folgenden 5 Jahren ein sehr vielseitigstes Arbeitsfeld übernahm. Ich erstellte zusammen mit meinem Chef die Herrenkollektion und übernahm die Produktions-Einleitung und -Überwachung. Darüber hinaus lernte ich eine ganz neue Sache kennen und lieben, den Strick. Zu Beginn erstellte ich gemeinsam mit den Designern die Strick Kollektionen, später entwarf ich die Kollektionen selber und begleitete sie bis zur fertigen Produktion.

Eine sehr gelegene Chance bot sich mir im Sommer 2013, als der kleine Stoffladen bei mir um die Ecke einen Nachfolger suchte. Da ich schon lange mit dem Gedanken einer Selbstständigkeit spielte war genau der richtige Zeitpunkt gekommen. Ich wusste, dass ich nicht nur Stoffe verkaufen wollte und so stellte ich mein kleines Geschäft auf drei Standbeine. Schöne Stoffe verkaufen, Einzel- und Maßanfertigungen herstellen und Nähkurse für ganz Unerfahrene bis hin zu den Fortgeschrittenen anbieten.

Nach 4 Jahren bemerkte ich, dass Tante Berta sich vergrößern darf. Anfang November 2017 zog ich in einen tollen, größeren Laden in der Oberländer Straße 24.